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nur die Hälfte der Hütten zeigte noch die alte asym-
metrische Bauweise. Die neueren waren annähernd
rechteckig gebaut und ragten bis in eine Höhe von
zehn Metern auf.
»Warum hat dein Volk die alte Bauweise aufgege-
ben, Baluurn?« Der Bruuchianer starrte zu Boden
und schien sich darauf zu konzentrieren, die Men-
schen nicht zu überholen. »Es gehört & zu einem
neuen Lebensritual. Stille bleiben dem Boden näher,
und oben Wohnende kommen oft an ihnen vorüber.
Reden mit den Stillen, denn Stille wissen mehr, und
das für Lebende nützlich.«
»Hört sich vernünftig an«, bemerkte Waldo, ohne
eine Miene zu verziehen. »Wenn sie in einem Hin-
terzimmer eingesperrt sind, wissen sie natürlich
nicht, was gespielt wird.«
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»Oh, sie niemals eingesperrt. Schloß ist Wort der
Menschen, nicht Wort der Bruuchianer. Aber natür-
lich Stille so nützlicher.«
Crowell fummelte an der am Gürtel befestigten
Kamera herum. Das paßte alles recht gut zu seinen
Vorstellungen. »Ich dachte, es sei verboten, einen
Stillen zu transportieren  es sei denn, eine neue Fa-
milie wird gegründet.«
»Das richtig. Deshalb wird neues Haus um altes
herumgebaut. Altes Dach erhält Öffnung, und an
Strick aus Konzernlager man kann oft an Stillen vor-
über nach oben oder unten klettern.«
»Stimmt.« Crowell nahm die Kamera zur Hand
und machte ein paar Aufnahmen von den Häusern.
Dann schrieb er erklärende Worte in sein Notizbuch.
»Aus irgendeinem Grund müssen sie es auf größe-
re Familien abgesehen haben«, sagte Waldo. »Sie
haben die Stillen stets von der Familie getrennt,
wenn es zu eng wurde, und die neue Familie dann
am Dorfrand angesiedelt.«
Eine Eingeborenenfrau kam mit zwei gezähmten
Reptilsäugern vorüber. Die frischen braunen Stellen
auf ihrem Rücken zeigten, daß sie gerade abgeerntet
worden waren. Crowell machte einen Schnappschuß.
»Größere Familien, hm. Aber wenn sie in die Hö-
he bauen, sparen sie Weideland; das könnte ein
wichtiger Grund sein.« Baluurn hörte sich den Wort-
wechsel schweigend an  er war es gewohnt, daß die
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Menschen urplötzlich vom Thema abschweiften. Er
wußte, warum sie in die Höhe bauten  und das hatte
er ihnen gerade gesagt. Es gehörte zum neuen Le-
bensritual.
»Crowell-der-scherzt?«
»Ja, Baluurn?«
»Eine Familie bat um deinen Besuch. Sehr alte
Frau erinnert sich an dich. Möchte dich bald spre-
chen, ehe sie geht in Stille.«
»Kommt mir seltsam vor & ich habe sie gefragt,
ob sich jemand an Sie erinnert, und sie sagten, alle
hätten inzwischen die Stille erlangt.«
Crowell lächelte. »Sie haben die formelle Sprache
benutzt, nicht wahr?«
»Gewiß, wer kommt schon mit der anderen zu-
recht?«
»Nun, dann haben sie Sie wahrscheinlich falsch
verstanden. Es ist schwierig, mit ihnen in der formel-
len Sprache über Frauen zu reden  das erfordert eine
Reihe von Umwegen. Sie nehmen an, Sie haben ge-
fragt, ob sich noch Männer an mich erinnern.«
»Crowell-der-scherzt hat recht. Struckheimer-der-
schleicht hätte mich schicken sollen. Ganzes Dorf
kennt alte Shuurna.«
»Dann wollen wir sie mal besuchen. Könnte recht
interessant werden.« Shuurna wohnte in einem der
neuen, hohen Häuser. Die beiden Männer und der
Bruuchianer zwängten sich durch den engen Eingang.
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Das neue Haus war um die alte Hütte herumgebaut
worden; die alte und die neue Tür lagen dicht beiein-
ander. Es war dunkel und roch muffig.
Baluurn rief die rituelle Eintrittsformel, und von
oben antwortete eine Stimme. Dutzende von Stillen
lehnten an den Wänden, die starren Augen auf die
Besucher gerichtet. Baluurn flüsterte ein paar schnel-
le Worte, denen Crowell nicht zu folgen vermochte
und sagte dann: »Ich gehe als erster nach oben und
bereite Shuurna auf Besuch von Crowell-der-scherzt
vor.«
Geschmeidig kletterte er das Seil hinauf und wirk-
te in diesen Augenblicken wie das genaue Abbild ei-
nes Affen.
»Hoffentlich hält das Seil meinem Gewicht
stand«, murmelte Crowell und nahm eine Dosis Gra-
vitol. Er steckte das Tablettenröhrchen zurück und
zog etwas anderes aus der Tasche. Ohne die Decken-
öffnung aus dem Auge zu lassen, trat er zu einem an
der Wand lehnenden Stillen. »Was haben Sie vor,
Isaac?«
»Einen Augenblick«, flüsterte Crowell und schob
die Hand hinter den Stillen. Als er zurückkam, gab er
Waldo einen kleinen Plastikumschlag. Dann schob er
das kleine Vibromesser wieder in die Tasche. »Eine
Gewebeprobe von der Schulter«, raunte er.
Waldo sperrte die Augen auf. »Wissen Sie& «
Baluurn kam am Seil herab. Zwei weitere Bruu-
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chianer folgten ihm. »Shuurna möchte Crowell-der-
scherzt allein sprechen.«
»Na, ich bin bereit«, brummte Crowell. »Falls ich
das Seil hinaufkomme.« Er ergriff das Seil mit bei-
den Händen, klammerte die Füße darum und kletterte
hinauf. Das Gravitol erleichterte die Sache, aber er
kam trotzdem nur langsam und stöhnend voran.
Shuurna lag auf einer geflochtenen Matte. Sie war
die älteste Eingeborene, die Crowell je gesehen hatte;
gelbliches Haar hing in wirren Strähnen um ihr Ge-
sicht, und die stumpfen Augen waren annähernd
blind. Mit schwacher Stimme sprach sie in der in-
formellen Sprache.
»Crowell-der-scherzt / ich kannte dich in meinem
Jahr des Lernens / deshalb erinnere ich mich an dich
besser als an meine eigenen Kinder. / Du bewegst
dich jetzt anders / deine Schritte scheinen die eines
jungen Mannes zu sein.«
»Die Jahre waren freundlicher zu mir / als zu dir /
Shuurna-die-auf-die-Stille-wartet. / Meine scheinbare
Jugend / stammt von einem Kraut / das der Doktor
mir gegeben hat / um mir die Kraft eines jungen
Mannes zu verleihen.« Diese Entwicklung hatte
Crowell nicht vorausgesehen.
»Meine Großen-Augen sind verdunkelt / aber mei-
ne Vielen-Augen zeigen mir / daß du jetzt um zwei
Kernels größer bist / Crowell-der-scherzt / als in mei-
ner Jugend.«
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»Das stimmt. / So etwas kann passieren / wenn ein
Mensch älter wird.« Man kann mit Plastikfleisch ein
paar Zentimeter größer werden, aber kleiner machen
kann sich damit niemand.
Das folgende Schweigen hätte unter Menschen
peinlich gewirkt.
»Shuurna / hast du mir etwas zu sagen / oder mich
etwas zu fragen?«
Wieder trat eine lange Pause ein. »Nein. / Du
siehst aus wie Crowell-der-scherzt. / Ich habe auf
dich gewartet / aber du bist jetzt nicht hier. / Ich kann
nicht länger warten / ich bin bereit für die Stille. /
Bitte rufe den Jüngsten und den jetzt Ältesten.«
Crowell trat ans Seil. »Baluurn!«
»Ja, Crowell-der-scherzt.«
»Shuurna ist bereit & für die Stille. Kannst du den
Jüngsten und den Ältesten finden?«
Die beiden, die mit Baluurn hinuntergekommen
waren, kletterten das Seil wieder herauf. Sie gingen
an Crowell vorüber und stellten sich vor Shuurna
auf. Crowell schickte sich an, hinabzuklettern.
»Crowell-der-scherzt«, sagte der altere der beiden.
»Möchtest du uns / bei unserer freudigen Arbeit hel-
fen? / Ich bin zu alt / und dieser hier ist zu schwach /
um Shuurna zu den anderen Stillen hinunterzutragen.« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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