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Und? Er sagte mir, ich solle nicht so viel nachdenken. Und dann? Hat er mich geküsst. Einfach so? Einfach so. Als Nächstes fiel mir auf, dass ich nackt war. 98/171 Wieder musste Gillian lachen. Entschuldige. Ich weiß, es ist nicht komisch. Aber die Vorstellung, dass meine beherrschte, logis- che und disziplinierte Schwester einer unpassenden Leidenschaft nachgeben musste, ist einfach wunderbar. Cara warf ihr einen scharfen Blick zu. Ich fand es gar nicht wun- derbar , log sie. War es denn nicht gut? Gillian war ernst geworden. Doch. Richtig gut? Fantastisch. Noch jetzt kribbelte Cara die Haut, wenn sie daran dachte. Max musste der beste Liebhaber der Welt sein, und in sein- en Armen zu liegen war das Paradies. Und nun? Nichts nun. Es ist vorbei. Vorbei? Du hast dich von ihm getrennt? Das war nicht nötig. Wir waren ja nie richtig zusammen. Er hat mir allerdings das Versprechen geben müssen, mich in Ruhe zu lassen und Abstand zu halten. Und da Max ein Mann mit Prinzipien ist, wird er sein Wort halten. Gillian runzelte die Stirn. Hältst du das für klug? Es war genial. Denn auf Max konnte sie sich eher verlassen als auf sich selbst. Na gut, wenn du meinst. Aber was wirst du machen, wenn du deine Schwangerschaft nicht mehr verheimlichen kannst? In Wash- ington spricht sich doch alles herum, und so wird auch Max davon erfahren. Dazu habe ich mir schon was überlegt. Schluss jetzt mit dem Nachdenken und Reden über Max. Sie musste an sich und das Baby denken. Was denn? Gillian sah sie neugierig an. Ich werde mich um eine Auslandsstelle bewerben. An den US- Botschaften im Ausland braucht man immer PR-Leute. Vielleicht 99/171 gehe ich nach Kanada oder Australien oder England. Irgendwo ist sicher was frei. Wird die Pressestelle im Weißen Haus dich denn gehen lassen? Ich hoffe es. Zumindest habe ich eine gute Chance. Und wenn nicht? Sie werden es tun, ganz bestimmt. Aber, Cara & Ich brauche keinen Plan B, C oder D. Ich bin schließlich nicht du. Und ich bin nicht schwanger , konterte Gillian. Das war gemein! Aber, Schwesterchen, ich will damit doch nur sagen, dass du auf alles vorbereitet sein musst. Und, ja, du solltest einen Plan B oder C haben, auch wenn du anders bist als ich. In deinem Fall würde ich dir unbedingt raten, Max möglichst bald beizubringen, dass er nicht der einzige Mann ist, mit dem du im Bett warst. Und das musst du tun, bevor irgendjemand auch nur den Verdacht haben könnte, du seist schwanger. Du meinst, ich soll ihn einfach anrufen und mit dieser Lüge kon- frontieren? Das war einfach lächerlich, das könnte sie nie tun. Na ja, ein bisschen geschickter musst du es schon anstellen. Das nimmt er mir nie ab. Woher soll er wissen, dass du lügst? Das würde er sofort an meiner Stimme hören. Oder mir anse- hen, wenn ich es ihm ins Gesicht sage. Hm. Gillian überlegte. Okay, dann mache ich es für dich. Cara lächelte leicht zynisch. Das kann ich deiner schwester- lichen Liebe nun wirklich nicht zumuten. Ich würde alles für dich tun. Du würdest Max sagen, dass ich mit anderen Männern gesch- lafen habe? 100/171 Aber nein. Gillian schüttelte den Kopf. So plump würde ich doch nicht vorgehen. Max würde ich gar nichts sagen. Aber ich würde Jake gegenüber Andeutungen machen. Jake? Warum denn ausgerechnet Jake? Er mag mich , meinte Gillian lächelnd. Zumindest ist er an mir interessiert. Er hat eindeutig mit mir geflirtet. Allerdings. Das war Cara auch nicht entgangen. Und du meinst nicht, dass es etwas merkwürdig aussieht, wenn du ihn an- rufst und mit ihm über mein Sexleben sprichst? Ich muss ihn nicht anrufen, er wird mich anrufen. Wieso denn? Moment mal & Hast du mit ihm geschlafen? Nein. Gillian tat empört. Ich habe nicht mit Jake geschlafen. Ich habe den Mann doch gerade erst kennengelernt. Aber er hat doch letzte Nacht bei dir in der Hotelsuite übernachtet. Wo hätte er denn sonst bleiben sollen? Die Hotels waren total überfüllt, und seine kleine Villa war von der Lawine zerstört. Cara zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. Nun hör mir mal gut zu, Schwesterchen. Gillian drohte ihr lächelnd mit dem Zeigefinger. Es war eine große Suite, und ich habe mich korrekt verhalten. Findest du ihn nett? Er ist irgendwie süß und witzig. Außerdem hat er einen guten Sinn für Ironie. Mein Geld schien ihn überhaupt nicht zu in- teressieren, er hat es wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Und das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Du meinst, ihm ist nicht aufgefallen, dass du in einer Suite wohnst, die dreitausend Dollar die Nacht kostet? Und wenn, hat er nichts dazu gesagt. Aber nun wieder zu dir. Ich brauche Jake gegenüber nur zu erwähnen, dass ich in Washington bin. Dann wird er mich zum Drink einladen und voilà! Voilà? Zwischen zwei Martinis bringst du das Gespräch mal so eben auf das Sexleben deiner Schwester? 101/171 Gillian nickte stolz. Ja, das ist ganz einfach. Nein. Aber du brauchst gar nichts zu tun. Nein. Bist du da ganz sicher? Absolut. Irgendwie schon. Vielleicht. Sie musste zugeben, dass es etwas für sich hatte, wenn Max glaubte, jemand anderer sei der Vater. Aber die Vorstellung, er könne glauben, sie habe ihn betro- gen, war ihr schrecklich. Andererseits war Betrug vielleicht ein zu starkes Wort. Sie waren ja nicht im eigentlichen Sinn eng befreun- det gewesen. Vielleicht war es für Max gar nicht so abwegig, dass sie auch mit anderen Männern im Bett war. Wie er vielleicht auch mit anderen Frauen & Schon der Gedanke tat weh. Sie wusste, sie durfte so nicht em- pfinden, aber sie tat es. Denn sie liebte ihn. Dein Instinkt für das, was ankommt, ist dir wohl vollkommen abhanden gekommen. Max frühere Chefin Marnie Salloway drückte auf die Fernbedienung, und der Bildschirm wurde dunkel. Offenbar gefiel ihr der Ausschnitt aus dem Video über die Lawine in Fields nicht. Max hatte vor vielen Jahren mit ihr zusam- mengearbeitet. Da war sie Produktionsassistentin gewesen, und Max kam frisch vom College. Jetzt hatte er schon jahrelang nichts mehr mit ihr zu tun gehabt, war aber ihrer Einladung, die mehr eine Vorladung war, gefolgt, weil er ihr von Angesicht zu Angesicht ein paar Fragen stellen woll- te. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort , sagte er ruhig und wandte sich ihr zu. Wie du da so brav den Kindern Unterricht im Snowboarden gibst, siehst du aus wie der typische harmlose amerikanische Mann. Das glaube ich kaum , sagte Max leise und lächelte leicht. Leider aber siehst du trotzdem verdammt gut aus. 102/171 Flirtest du mit mir? Marnie war mindestens zehn Jahre älter als Max. Früher schon war sie hinter ihm her gewesen, und er hatte keine Lust, wieder in diese Situation zu kommen. Außerdem wollte er sie mit Dingen konfrontieren, die ihr sehr unangenehm sein kön- nten. Wenn Liam Fisher recht hatte und der ANS auf mehr oder weniger illegale Weise an die Informationen gekommen war, die dann zu dem Skandal um Ariella Winthrop geführt hatten, sah es nicht gut aus für Marnie. Denn sie steckte mittendrin.
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